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Erster Bericht zur Wildwasserwoche 2015

Hurra, angekommen!

Nach einer abenteuerlichen Schlußfahrt über den Predilpass erreichen wir voller Vorfreude den sauberen, komfortablen Campingplatz Liza, der unglaublich schön direkt an der Mündung der Koritnica in die Soca liegt. Für unseren Verein wurde eine große Wiese reserviert und nachdem alle Teilnehmer mit Wohnwagen, Campingbussen, Zelten und einer Gemeinschaftsjurte angekommen sind, stellen wir mit Erstaunen fest, dass ganze 36 Mitglieder zusammen gekommen sind - ein Rekord!


Frei nach dem Motto: „Sind wir nicht alle ein bißchen Bluna?“ herrscht bei gegenseitigem Respekt eine freundliche Kameradschaft in der bunten Gruppe von Menschen zwischen 6 und 85 Jahren.

Alle sind natürlich wild aufs Paddeln und so wird schnell nach gemeinschaftlichem Aufbau der Jurte und der Großküche die Planung für den nächsten Tag besprochen: Seilbahnstrecke, Trainingsstrecke, Hausfrauenstrecke, Friedhofsstrecke, ein volles Programm, bei dem für jede Könnensstufe etwas dabei ist. Da nicht alle jeden Abschnitt fahren, an verschiedenen Stellen Personen ein oder aussteigen, verbringen die Verantwortlichen eine logistische Meisterleistung, jede Menge Boote, Menschen, Ausrüstung und Autos müssen perfekt ausgeklügelt zur rechten Zeit an dem passendem Ort stehen, ich bin froh und dankbar, dass kluge Köpfe das erledigen und mir nur gesagt wird, was ich tun muss.

Es geht früh um 10 Uhr  am nächsten Tag los und alles läuft wie ein schweizer Uhrwerk, 3 Gruppen mit erfahrenen Riverguides leiten erstmal die Seilbahn- oder Hausstrecke, Schwierigkeit WW 1-3, hervorragend geeignet für fortgeschrittene Anfänger und auch die Könner haben hier mit Spielbooten ihren Spass. Super Schwälle mit großen Becken laden ein, Neues zu probieren und bei herrlichem Wetter ist jede Kenterrolle ein Genuss. Diese gelingt auch spielerisch beim ersten Mal, das intensive Wintertraining im Schwimmbad zeigt seine Früchte.
Bis Ausstiegspunkt Prijon geht’s so weiter, die Hausfrauenstrecke lädt dann zu entspanntem Fahren mit herrlichem Panorama ein und die Anfänger können hier gefahrlos erste Wildwassererfahrung bei WW 1-2 sammeln.

Nun folgt die Friedhofstrecke, nein, sie heißt nicht so, weil sie so gefährlich ist, sondern weil ein Friedhof an ihrem Ende liegt, die Schwierigkeit besteht durchgehend  WW 3, sie gilt als eine der schönsten Wildwasserstrecken Europas.
Ich steige allerdings hier aus, weil ich meine Sehnenprobleme fühle, die dank Ergopaddel zwar weitaus besser geworden sind, aber da diese Strecke für mich eine neue Schwierigkeitsstufe darstellt, möchte ich sie in den nächsten Tagen mental und körperlich toppfit angehen.
Nun erfrischt mich erstmal eine der besten Eisdielen, die ich kenne, in Bovec und Tage später fahre ich sicher und cool diesen Abschnitt. Vorher stellte noch die Befahrung der unteren Abseilstrecke eine spannende Herausforderung dar, vor allem das Abseilen der Boote etwa 50 m tief einen Hang herunter, ist ein schweißtreibendes Abenteuer!
Als ich am Ufer sitzend auf unsere zweite Gruppe warte, wird mir voller Erfurcht bewußt, wie wenig Menschen die Möglichkeit haben, genau hier an diesem Ort zu sein, wunderbare, wilde Kulisse wie im Film „Der Schatz im Silbersee“, türkisenes, klares Wasser, kein Wanderer, Tourist oder Jäger verirrt sich hierhin, kein Auto weit und breit, hier kommen nur Kajakfahrer hin, mir wird bewußt, wie euphorisierend und besonders diese Art der Naturerfahrung ist, dieses dynamische Gleiten auf den Lebensadern unserer schönen Erde, die soviel Leben ermöglichen, aber auch nehmen können, wenn man sich respektlos oder dumm verhält. Darum bin ich sehr froh über unsere erfahrenen Guides, die gut die Leistungsgrenze der einzelnen Teilnehmer abschätzen können, uns durch regelmäßige Sicherheitstrainigs schulen, sowie im Bach immer die sicherste Linie finden.

Tief beeindruckt bin ich von unseren Veteranen zwischen 68 und 85 Jahren, die nicht nur durch ihr fahrerrisches Können imponieren, sondern auch durch ihre körperliche Kraft und Ausdauer beim Wandern und Boote tragen der extrem langen und steilen Wege. Das macht Hoffnung, das man mit diesem Sport gesund und fröhlich alt werden kann!

Tagsüber beobachte ich schillernde Smaragdeidechsen, kleine, harmlose Schlangen jagen im Kehrwasser ihre Beute, abends lausche ich dem betörendem Gesang der Grillen, überall auf dem Campingplatz Feuer mit lachenden Menschen drumrum, ja, kajakfahren macht froh, hier eine klingende Gitarre, dort eine Mundharmonika, ich verweile auf dem Weg zur Dusche immer wieder, um den Aufgang des Vollmondes hinter dem Berg zu bewundern, dabei durströmen mich tiefe Glücksgefühle und eine Dankbarkeit, dafür, dass ich hier sein darf, mit diesen lieben Menschen, diesen einzigartigen Sport an so besonderen Stellen erleben kann, dieses unbeschreibliche Gefühl nach einem Paddeltag, ich fühle mich lebendig, gesund und stark und freue mich schon auf das nächste Event!

Text: Mario S.

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