Um alle Funktionen dieser Website optimal nutzen zu können, muss Javascript ausgeführt werden können.
Wie Sie JavaScript in Ihrem Browser aktivieren, erfahren Sie hier.

Weiße Elster

Arg übermüdet kamen wir um 10.00 Uhr morgens in Plauen an unserer Einstiegsstelle an der Weißen Elster an. Aber jede Müdigkeit wich der Aufregung und spannenden Erwartung als wir begannen die Boote abzuladen und das Material zu sortieren. Eine Inspektion des Flusses zeigte einen ordentlichen Wasserstand und wir konnten es kaum erwarten endlich loszufahren. Kurz vor dem Start zeigte sich die Sonne und es wurde richtiggehend heiß.

Endlich ging es los und trotz raschem Fluss begann die Weiße Elster erstmal recht lieblich, doch das sollte sich bald ändern. Keine Zeit mehr auf die Landschaft zu achten. Wir hatten in unserer Gruppe eine feste Reihenfolge festgelegt und ich war an 2. Stelle, hinter unserem Führer Klaus. Ein immer lauter werdendes Rauschen und viele weiße Schaumkronen auf den Wellen ließen mich schon ahnen, was jetzt kam: Aufregung, Spannung, gerade Sitzen, immer hinter Klaus her. „... einfach gerade durch...“ die Rufe gingen fast unter in immer tosenderem Rauschen und dann ging es wirklich ab. Adrenalin pur, intstinktives Reagieren, im Augenblick. Die Wellen waren echt hoch, die Hindernisse steinhart. Teilweise waren Boot und Körper völlig unter Wasser, aber der gutmütige „Canyon“ bohrte sich wie ein Torpedo durch die wilde Flut. Das machte Spaß! Das Vereinsboot gab mir ein sicheres Gefühl und die anfängliche Unsicherheit wandelte sich in Euphorie. Jede neue Stufe stellte eine andere Herausforderung dar. Ich sah Klaus ständig im Kehrwasser verschwinden und da ich es fast nie schaffte ihm zu folgen, rauschte ich an ihm vorbei und es waren nur Wortfetzen seiner Rufe die zu mir durchdrangen: „....einfach durch...“ Nun war ich teilweise der erste, das machte irgendwie Angst, aber war gleichzeitig cool. Klaus kam dann immer sehr rasch hinterher. Jetzt wollte Bommel mir doch endlich mal Kehrwasser fahren beibringen und wieß auf einen netten Stein in der Mitte des Flusses. Die Strömung war minimal und ich eierte tatsächlich ins Kehrwasser hinter dem Stein. Dort parkte ich recht Stolz, bis der Topo Duo neben mir ins Kehrwasser einscherte. Völlig unvorbereitet auf diese Aktion trieb ich so blöd auf ihn zu, dass er mich voll breitseitig rammte. Ich hing nun in Strömung, Kehrwasser und unter seinem Bug gleichzeitig und es machte nur noch Platsch. Trotz Neopren, schockiert von dem kalten Wasser, war an einen Versuch der Rolle nicht zu denken. Kurz darauf stand ich mit Paddel und Boot sicher am Ufer und machte die wertvolle Erfahrung, dass Neopren tatsächlich wärmt. Ich war bisher noch nie aus einem Kajak gestürzt und auch noch nie mit Neopren im kalten Wasser. Die Angst machte mich bisher immer etwas steif, aber die Erfahrung, dass reinfallen, aussteigen und nass werden gar nicht schlimm sind, sorgte für Entspannung und noch mehr Fahrspaß. Ein Highlight war dann noch das Hinabfahren des letzten Wehres, wo am Schluss mit hoher Geschwindigkeit eine große Welle durchfahren wurde, wo man wirklich völlig unter Wasser war.

Der Gesamteindruck dieser Fahrt war ein echtes Gipfelerlebnis, wovon mein Selbstbewusstsein dauerfhaft zehrt. Die erfahrenen Verantwortlichen haben uns wunderbar begleitet, sie ließen uns sehr viel Raum, mit dem Fluss und unserem Können zu experimentieren, gaben gleichzeitig, wohl dosiert gezielte Ratschläge und durch ihre allzeit offenen Augen fühlte man sich rundherum behütet.

Ich bin sehr dankbar für diese, meine erste WW 2/3-Erfahrung in einem grandiosen Naturschutzgebiet, in dem nur einmal im Jahr Paddler das Privileg genießen diesen tollen Fluss erfahren zu dürfen.

Mario

«